Warum Ich Nach Sechs Jahren GraphQL Überdrüssig Bin

GraphQL wurde vor sechs Jahren als bahnbrechende Technologie gefeiert, die durch ihre Fähigkeit zur flexiblen und effizienten Datenabfrage überzeugen sollte. Wie viele andere Entwickler sprang auch ich auf diesen Hype auf und setzte GraphQL in mehreren Projekten ein. Jetzt, nach vielen Jahren intensiver Nutzung, muss ich feststellen, dass GraphQL weitaus komplexer und problematischer ist, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Tatsächlich hat es sich oft als weniger vorteilhaft erwiesen als die bewährten REST-APIs, besonders in Szenarien, in denen die Flexibilität von GraphQL nicht voll ausgeschöpft wird.

Ein häufiges Argument für GraphQL ist seine Fähigkeit, die Datenabfrage flexibel zu gestalten und damit den Entwicklern auf der Client-Seite mehr Kontrolle zu geben. Diese Flexibilität bringt jedoch auch erhebliche Sicherheits- und Leistungsprobleme mit sich. Wenn nicht jedes Feld und jede Abfrage sorgfältig autorisiert und überprüft wird, können bösartige oder ineffiziente Abfragen das System schnell destabilisieren. Im Gegensatz dazu sind REST-APIs oft einfacher zu überwachen und zu sichern, da jede Abfrage im Backend definiert und kontrolliert wird.

Ein weiteres großes Problem ist das Rate-Limiting in GraphQL. Während bei REST-APIs jeder Endpunkt eine vorhersehbare und stabile Last erzeugt, kann bei GraphQL eine Abfrage durch ihre Komplexität und die Menge der abgefragten Daten zu erheblichen Belastungsschwankungen führen. Dies macht die Implementierung von effektiven und sicheren Rate-Limitierungsstrategien extrem schwierig. Das Argument, dass GraphQL alle Daten in einer einzigen Anfrage liefern kann, verliert an Gewicht, wenn man bedenkt, dass moderne HTTP/2- und HTTP/3-Protokolle die Problematik der Mehrfachanfragen weitgehend adressiert haben.

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Die Problematik des N+1-Abfrageproblems ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Herausforderungen mit GraphQL. Insbesondere bei verschachtelten Datenstrukturen kann GraphQL dazu führen, dass dieselbe Datenquelle mehrfach abgefragt wird, was zu erheblichen Leistungseinbußen führen kann. Zwar gibt es im GraphQL-Ökosystem Tools wie DataLoader, um dieses Problem zu mildern, jedoch bedeutet das für den Entwickler einen zusätzlichen Implementierungsaufwand und zusätzliche Komplexität.

Für viele mag das größte Versprechen von GraphQL in seiner Fähigkeit zur Schema-Definition und Dokumentation liegen. Tatsächlich bietet GraphQL eine hervorragende Möglichkeit, APIs zu dokumentieren und typensicher zu gestalten. Statt jedoch den gesamten Backend-Code in GraphQL umzubauen, lohnt es sich, Alternativen wie OpenAPI zu betrachten, die ähnliche Vorteile ohne die Komplexität und Leistungseinbußen bieten. Mit OpenAPI können wir klar definierte Endpunkte entwickeln und gleichzeitig von den umfangreichen Tools und der Community rund um HTTP/REST profitieren.

Ein weiteres essentielles Problem von GraphQL ist das Fehlen einer etablierten Methode zur Behandlung von Versionskontrolle und Breaking Changes. Während REST-APIs traditionell auf klare Versionierung setzen, um Änderungen zu handhaben, fehlt bei GraphQL eine standardisierte Vorgehensweise. Dies kann zu erheblichen Problemen führen, insbesondere wenn man bedenkt, dass APIs häufig sich verändernden Anforderungen und Updates unterliegen. Praktische Beispiele aus der Branche zeigen, dass Veränderungen im Schema ohne adäquate Versionskontrolle schwer zu managen sind und oft zu technischen Schulden führen.

Abschließend lässt sich sagen, dass GraphQL sicherlich seine Stärken und spezifischen Anwendungsfälle hat, aber die realen Herausforderungen, die es mit sich bringt, sollen nicht unterschätzt werden. Es ist verlockend, den technologischen Hype zu folgen und immer auf das neueste Tool zu setzen, aber oft sind die bewährten Methoden, wie gut strukturierte REST-APIs, immer noch die beste Wahl, insbesondere für kleinere Teams und weniger komplexe Projekte. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der richtigen Bewertung und Auswahl der Technologie basierend auf den spezifischen Anforderungen und nicht im blinden Folgen von Trends.


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